Die Leitstelle der RSAG, 2014

©GUD.berlin

Alles im Blick: Die Leitstelle im Wandel der Zeit

Was die Verkehrsleitstelle der RSAG mit Blümchentapeten und Spieleabenden zu tun hat.

Morgens auf dem Weg zur Arbeit. Halb verschlafen trotte ich zur Haltestelle, bin heute etwas schwer aus dem Bett gekommen und spät dran. Das rächt sich, da habe ich doch glatt meine Straßenbahn verpasst. Ein Blick auf die Anzeigetafel verrät mir, in 5 Minuten kommt schon die nächste. Dann kann ich nochmal kurz beim Bäcker vorbeischauen. Das Frühstück ist schnell organisiert, da fällt mir ein, heute Nachmittag wollte ich doch noch Oma besuchen. Wie komme ich da eigentlich hin? Ein paar Klicks in der App verraten mir auch das. Und da ist ja auch schon meine Bahn. Schön, wie einfach und schnell das doch alles geht. Aber das war doch sicherlich nicht immer so? Was hat man wohl früher ohne Smartphone und digitale Anzeigetafeln gemacht?

Tja kurz gesagt: Gewartet, gewartet und noch länger gewartet.

Diese Mitarbeiter/innen wissen alles

An einer Stelle in der RSAG läuft einfach alles zusammen: Das ist die Leitstelle. Wo befindet sich gerade welches Fahrzeug im Netz und wie viel Verspätung hat es eventuell? Welche Straßenbahn muss wann in die Werkstatt? Welcher Bus muss morgen als erstes vom Betriebshof abfahren? Und natürlich: Was ist zu tun, wenn es einen Unfall gibt?

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Leitstelle wissen Bescheid und bewahren stets einen kühlen Kopf. Immer zur Seite steht ihnen dabei das sogenannte BMS, das Betriebshofmanagementsystem. Merken Sie sich diesen Begriff doch einmal für den nächsten Scrabble-Abend – das gibt Punkte!

Mit dieser speziell für Verkehrsunternehmen konzipierten Software lassen sich unter anderem die aktuellen Standorte aller Busse und Straßenbahnen ermitteln, aber auch festhalten, wenn mal wieder Bremssand nachgefüllt werden muss oder ob der Tankinhalt noch für den nächsten Umlauf reicht.

Umleitung – Achtung weitersagen!

Auch die Arbeit in der Leitstelle hat sich in 140 Jahren stark verändert und die Digitalisierung ist eingezogen. Während man heute bei der Kommunikation mit dem Fahrpersonal vollkommen auf Funk setzt, war früher max. jede dritte Bahn mit einem Funkgerät ausgestattet. An einigen Stellen im Netz gab es Streckentelefone. Da musste man im Falle einer Störung am Fahrzeug oder auf der Strecke alternativ schon mal ein Telefon bei der nächstgelegenen Bäckerei o.ä. auftreiben.

Auch sogenannte Standschaffner an den Endhaltestellen kamen zum Einsatz. Diese übermittelten Informationen der Leitstelle z.B. über Umleitungen dann direkt an das Fahrpersonal.  Fast ein bisschen wie „stille Post“. Eine richtige Umleitung der Fahrzeuge, wie wir sie heute kennen, war aber ohnehin nicht möglich, da man auf diese Weise nicht alle Kolleginnen und Kollegen erreichen konnte.

Während heute nahezu jeder ein Smartphone besitzt und fast Tag und Nacht erreichbar ist, war ein eigenes Telefon zuhause oder ein eigenes Auto nicht selbstverständlich. Da musste die Bereitschaft der Bahnstromversorgung im Falle eines Stromausfalls schon mal von Zuhause abgeholt werden.

Immer erreichbar

Die einzige Informationsquelle für den Fahrgast war das Fahrpersonal. Die Busse und Bahnen fuhren oder eben nicht - Fahrgastinformation also eher Fehlanzeige. Heute stehen wir Ihnen telefonisch, per E-Mail und über soziale Medien jederzeit Rede und Antwort. 

Während unsere Leitstelle mittels Ortungssystem heute zu jeder Zeit sagen kann, wo sich welches Fahrzeug aktuell befindet, wusste man früher nur, wie viele Fahrzeuge an dem Tag das Depot verlassen haben.

Für Sie als Fahrgast ist die Abfrage, ob die nächste Bahn pünktlich ist mittels App oder RSAG-Abfahrtsmonitor nur ein paar Klicks entfernt. Ohne Ortungsmöglichkeit teilten sich früher 3 Außen-Dispatcher das Stadtgebiet territorial auf und prüften selbst die Pünktlichkeit der Fahrzeuge direkt vor Ort.

Foto: Dispatcherfahrzeug des Typs Barkas B1000, Im Einsatz von 1987-1990 (©Rostocker Nahverkehrsfreunde)

Von der Blümchentapete ins Bauernhaus

Bis in die 90er Jahre befanden sich die Räumlichkeiten der Leitstelle getrennt vom Betriebshof. Sie waren unter anderem am Brink und zuletzt in der Stampfmüllerstraße zu finden. Geschmückt von Blümchentapeten waren in den Büros der Kolleginnen und Kollegen vor allem zwei Punkte wichtig: Jede Menge Telefone und Platz an der Wand. Letzteres wurde für eine große Einsatztafel benötigt, auf der mittels Magneten oder Steckpunkten die gesamte Planung der Fahrzeuge auf den Betriebshöfen und Abstellflächen vorgenommen wurde. Auch das Zielschilder und Liniennummern stecken sowie das Bremssand abfüllen gehörte zu den früheren Aufgaben.

Foto: Alte Einsatztafel (©Rostocker Nahverkehrsfreunde)

Foto links: RSAG-Leitstelle am Brink, 1991 (©Rostocker Nahverkehrsfreunde)
Foto rechts: Räumlichkeiten der Leitstelle, 1991 (©Rostocker Nahverkehrsfreunde)

Heute befindet sich die Leitstelle in einem separaten Gebäude – liebevoll Bauernhaus genannt - auf dem RSAG-Betriebshof in der Hamburger Straße. Die Einsatztafeln sind gewichen, stattdessen blicken die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf zahlreiche Computerbildschirme. Sie haben alles im Blick. Kommt ein Fahrer zu spät, schlägt das Betriebshofmanagementsystem Alarm. Der Zustand der Weichenheizungen oder die Überwachung der Bahnstromversorgung? Alles ist nur ein paar Klicks entfernt.

Im Falle eines Unfalls überblicken 2 Mitarbeitende die gesamte Situation, übernehmen die Verkehrslenkung und kümmern sich unter anderem um die Versorgung der Fahrplanauskunft und Beschallungsanlagen, damit Sie als Fahrgast immer genau wissen, wie lang Sie im Zweifelsfall noch warten müssen. Und das rund um die Uhr, denn unsere Leitstelle ist immer im Einsatz - 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr.

Foto links: Moderner Arbeitsplatz in der Leitstelle, 2019 (©Joachim Kloock)
Foto rechts: Blick in die RSAG-Leitstelle, 2014 (©GUD.berlin)

Mit der RSAG auf Zeitreise

Die RSAG-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wahre Zeitzeugen. Für den Einblick in die Arbeit der Leitstelle bedanken wir uns bei

René Baranowski
(Teamleiter Leitstelle)

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